Warum darf man Sterbende nicht beim Namen rufen?

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Warum darf man Sterbende nicht beim Namen rufen

Der Tod ist ein Thema, das Menschen immer wieder beschäftigt. Daher ist es auch kein Wunder, dass sich viele Mythen und Rituale um das Sterben spinnen, die oft schwer zu verstehen sind. Jeder hat zum Beispiel schon einmal gehört, dass man Sterbende nicht beim Namen rufen soll. Es ist nicht genau klar, wie dieser Aberglaube zustande gekommen ist. Wahrscheinlich ist es jedoch, dass eine spirituelle Erklärung zugrunde liegt, beispielsweise dass die Seele durch Ausrufen des Namens bei ihrer Reise ins Jenseits gestört wird.

Nicht nur bei uns gibt es solche Rituale und Sprichwörter rund um den Tod. Weltweit haben verschiedene Kulturen entsprechende Traditionen entwickelt, die zum Teil heute noch streng befolgt werden.

Traditionsreiche Rituale in Nord- und Südamerika

Die Stadt New Orleans in den Vereinigten Staaten ist durch die einzigartigen Jazz-Beerdigungen bekannt geworden. Dieses Brauchtum geht auf die koloniale Vergangenheit der Stadt zurück und entstand durch die Vermischung unterschiedlicher kultureller Einflüsse, sowohl aus Europa, als auch aus Afrika. Die Musik beginnt zunächst tragen und wechselt dann zu einem immer ausgelasseneren Rhythmus, um dem Verstorbenen den Übergang in das Jenseits zu erleichtern.

In Mexiko wird der Tod einmal im Jahr, am 1. November, auf besondere Weise gefeiert. Viele Menschen verkleiden sich als Skelette und prozessieren durch die Straßen. Überall findet man geschmückte Totenköpfe und es werden besondere Speisen gereicht. In Mexiko wird der Tod nicht als Ende betrachtet, sondern als Übergang in eine andere Welt. Einmal im Jahr kommen die Toten gemäß dem Glauben auf die Erde zurück, um mit ihren Hinterbliebenen zusammen zu sein. Die Feierlichkeiten am 1. November finden zu ihren Ehren statt.

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La Santa Muerte – Die Heilige des Todes

In Mittel- und Südamerika wird die Santa Muerte verehrt. Sie ist eine Schutzheilige, die nicht nur um Schutz für die Seelen der Verstorbenen angerufen wird. Sie wird auch angerufen, wenn die Menschen um Schutz, Liebe oder andere Dinge bitten möchten. Ihr Abbild ist jedoch mit dem Tod gleichzusetzen, da sie immer als Skelett und einer Sense auftritt.

So werden die Toten in Asien geehrt

In Asien gibt es eine Reihe von verschiedenen Traditionen, die mit dem Tod verbunden sind. Ein Beispiel dafür ist Indien. Dort ist der Hinduismus die wichtigste Religion und die Menschen glauben an eine Wiedergeburt nach dem Tod. Ein gutes Karma spielt daher für sie eine wichtige Rolle, den das Karma bestimmt, welche Position die Seele bei der Wiedergeburt einnimmt.

In Tibet gibt es eine besonders ungewöhnliche Form der Bestattung, die sogenannte Luftbestattung. Die Toten werden in weiße Tücher gehüllt an einem freien Platz in der Natur ausgelegt, oft auf einem Felsplateau. Mönche zerlegen die Körper, sodass Geier angelockt werden, die schließlich die Körper fressen. So geht der Leichnam wieder in die Natur über.

Nicht weniger ausgefallen ist die Tradition der Bestattung auf der indonesischen Insel Sulawsei. Dort werden die Körper der Toten einbalsamiert und für eine lange Trauerzeit vorbereitet. Anschließend verbleibt der balsamierte Körper für viele Monate im Haushalt der Angehörigen, bevor er schließlich mit aufwendigen Festlichkeiten bestattet ist. Es ist auch üblich, die Toten zu exhumieren und in einer Prozession durch die Gemeinde zu tragen. Die Einwohner folgen einer Mischung aus Naturreligionen und Christentum. Für sie gilt der Tod als Höhepunkt des Lebens.

Auf Bali werden die Toten meistens verbrannt, da man davon ausgeht, dass die Seelen der Verstorbenen durch das Feuer freigesetzt werden. Grundsätzlich wird der Tod als willkommen betrachtet und zur Bestattung finden häufig Feiern statt.

Die Gesichter der Trauer in Afrika

Auf Madagaskar glauben die Anwohner, dass die Seelen der Toten wieder auf die Welt zurückkehren, sobald der Leichnam komplett zerfallen ist. Ein weiterer Brauch ist es, die Toten alle sieben Jahre aus ihrer Gruft zu holen. Die Angehörigen ehren und feiern die Gebeine bis sie schließlich wieder in die Gruft gelegt werden.

Darüber hinaus findet man auf dem afrikanischen Kontinent noch viele weitere Bräuche und Totenrituale, die ein Spiegel für die kulturelle Vielfalt Afrikas sind.